Was ihr wissen müsst bevor ihr einen Inliner einbaut! – Kanalsanierungs Blog

von | Mai 28, 2020 | Blog

Wenn man sich ein Projekt anschaut, bei dem ein Inliner eingebaut werden soll, wollt ihr selbstverständlich für euch und eure Kunden die beste Qualität abliefern. Dafür müssen im Vorfeld einige Fragen beantwortet und Informationen eingeholt werden, sodass ihr das richtige Material und Equipment vorbereiten könnt. Die folgenden Bedingungen müssen also im Vorfeld geklärt sein:

  • Nennweite des Altrohres
  • Wie lang ist das zu sanierende Rohr
  • Leitungsverlauf (überliegende Infrastruktur)
  • Material des Altrohres
  • Tiefe des Altrohres
  • Bettung des Altrohres
  • Zugang, am Anfang als auch am Ende des zu sanierenden Rohres
  • Bögen (90°er, 45°er)
  • Grundwasser-Infiltration/Tiefe des Grundwassers
  • Welche Schadensbilder tauchen auf?
  • Rechtliche Gegebenheiten

 

  • Welches Equipment wird benötigt? – Diese Frage ist gesondert zu betrachten und richtet sich nach den oben eingeholten Informationen. Dazu werde ich in kürze einen weiteren Blog Beitrag schreiben

 

Viele dieser Fragen sind offensichtlich, dennoch sind sie entscheidend und müssen deshalb hier aufgeführt werden. Aber warum muss ich wissen, in welcher Bettung sich das Altrohr befindet oder wie tief das Altrohr vergraben ist? Aus Ingenieurssicht muss die Endwanddicke des Inliners betrachtet werden. Kann der Inliner die Last des Materials, das über Ihm liegt, halten? Kann der Inliner möglichem Verkehr oberhalb standhalten? Hier spielen Bettung und Tiefe wesentliche Rollen.

Aus Sicht des Anwenders ist es wichtig zu wissen, wie tief ich möglicherweise graben muss und welches Werkzeug ich benötigte, um einen Zugang zu schaffen, oder wie ich meine Wassersäule bei der Inversion mit Wasserdruck gestalten kann.

Bei Rohren, die in Bettungssand liegen, benötigt man andere Werkzeuge als bei Rohren, die in Beton oder Estrich liegen. Liegt das Rohr tief genug, brauche ich für eine Wassersäule keine extra Gerüste oder Ständer, um den nötigen Wasserdruck aufzubauen.

Im optimalen Fall liegt eine Revisionsöffnung oder ein Schacht vor.

Noch viel wichtiger für den Anwender ist aber die Auswahl des Materials, hier entscheidet sich während des Einbaus, ob ihr Stress bekommt oder alles easy wird.

Auswahl des Harzes:

Länge der Haltung sowie die Nennweite spielen bei der Auswahl des Harzes die entscheidende Rolle. Bei größeren Nennweiten und längeren Haltungen ist es ratsam, ein Harz mit längerer Topfzeit (Zeit bis zur Reaktion des Harzes) auszuwählen. Auch der Ort der Sanierung kann eine Rolle spielen. So solltet ihr bei einer Sanierung in der Nähe von bewohnten Gebäuden ein möglichst geruchsneutrales Harz verwenden, hier eignet sich vor allem Epoxidharz.

Der langsamste Prozess ist das Imprägnieren des Liners. Hier kann man mit 2-3 m pro Minute rechnen, wenn man eine elektrische Einwalkanlage hat. Hat man beispielsweise eine Haltung von 30 Meter Länge, dauert das Imprägnieren schon etwa 10-15  Minuten. Somit ist es ratsam, ein Harz mit entsprechender Topfzeit zu wählen, dieses Argument kann unter anderem auch den Auftraggeber überzeugen, wenn er ein bestimmtes Harz vorgeschrieben hat, dieses sich aber für seine Baustelle nicht eignet. Bodenbender führt Epoxidharze mit Topfzeiten von 15 bis 170 Minuten, einige davon DIBt zugelassen.

Auswahl des Liners:

Bei der Auswahl des Liners muss als erstes die Nennweite berücksichtigt werden. Danach sollte herausgefunden werden, wie der Leitungsverlauf ist: Macht die Haltung einen Dimensionssprung? Hat sie mehrere Bögen?

Es gibt auf dem Markt flexible Liner aus Nadelfilz und Polyestergewirke, welche die Faltenbildung minimieren und Dimensionssprünge machen können. Ein weiterer Faktor bei der Linerwahl ist, ob ihr den Liner genau berechnen müsst, weil er sonst eventuell zu lang im Hauptkanal wird. Hier sollten möglichst Liner mit einer geringen und berechenbaren Längsdehnung gewählt werden. Da haben Nadelfilzschläuche die Nase vorn. Auch an die vom Auftraggeber vorgeschriebene Endwanddicke muss bei der Auswahl des Liners gedacht werden. Nicht zuletzt spielt hier der Preis eine Rolle, dreht es sich um eine „einfache“ Haltung mit wenigen Bögen und ohne Dimensionssprung, kann auch ein günstigerer Liner gewählt werden.

Grundsätzlich rate ich aber immer dazu, einen Inliner mit offenem Ende einzubauen. Das steigert zwar den Materialeinsatz, weil ihr noch einen Kalibrierschlauch benötigt, ihr habt aber so immer die Möglichkeit zu reagieren wenn etwas schief läuft, der Einbau des Inliners geht leichter und den Kalibrierschlauch bekommt man immer irgendwie durch, gerade einen Kalibrierschlauch wie den AIRBAGLINER®. Einen Kalibrierschlauch in verschiedenen Nennweiten auf dem Auto zu haben ist immer sinnvoll, der kann euch den A..SCH retten wenn der Inliner aus welchem Grund auch immer platzt!

Ein besonderer Fall ist die Grundwasserinfiltration. Sie verändert den Ablauf der Baustelle maßgeblich. Bei starker Infiltration muss im Vorfeld möglicherweise ein Kurzliner auf die betroffene Stelle geklebt werden. Das führt aber in vielen Fällen nur dazu, dass sich das Grundwasser durch andere Öffnungen drückt. Ein Inliner hält nach seiner Aushärtung drückendem Grundwasser stand, es ist aber wichtig, dass man ihm dann mehr Zeit zum Aushärten gibt. Das Grundwasser kühlt nämlich den Inliner von außen und bremst möglicherweise die Aushärtung an dieser Stelle. Beim Aushärten mit Dampf oder Wasser muss dann auf die konsequente Abkühlung geachtet werden, denn erst wenn der Inliner abgekühlt ist erreicht er seine Endhärte und das Grundwasser hat keine Chance mehr, Beulen in den Inliner zu drücken.

Ihr seht, die Vorbereitung und das Sammeln von Informationen über die Baustelle für eine Kanalsanierung beinhalten viele Faktoren und werden am besten durch eigene Erfahrung erlernt. Dennoch gibt es Dinge, die sich immer wieder wiederholen. Gerade wenn der Kunde noch am Anfang ist, ist es absolut empfehlenswert, ihn an die Hand zu nehmen und bei den ersten Baustellen zu begleiten. Für uns hat sich diese Vorgehensweise absolut bewährt.

Kontaktiert uns also immer, wenn ihr bei der Vorbereitung einer Baustelle unsicher seid!

 

Nächste Woche im Blog: Welches Equipment für welche Baustelle?

 

 

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